CSU-Ortsverband besucht das Containerdorf an der Bahnhofstraße
Im Rahmen der Montagsrunde hat der CSU-Ortsverband zusammen mit der Frauenunion interessierte Bürgerinnen und Bürger am 14. März zu einem Informationsabend in das Containerdorf für Flüchtlinge in der Bahnhofstraße eingeladen. 22 Interessierte sind dieser Einladung gefolgt.
Jutta Sirotek, komm. Vorsitzende des CSU-Ortsverbandes und der Frauen-Union, begrüßt die Anwesenden und bedankt sich bei Angelika Burwick, Vorsitzende des Helferkreis Asyl Zorneding, und Sandra Kuse, dass die Veranstaltung möglich gemacht werden konnte, und an den Helferkreis für seine wertvolle Arbeit. Angelika Burwick begrüßt anschließend die Teilnehmer im Aufenthaltsraum im Erdgeschoss des Containers und heißt sie im Namen des gesamten Helferkreises und der Flüchtlinge herzlich willkommen. Zudem stellt sie einen Sozialarbeiter von der Caritas Ebersberg vor, der vom LRA Ebersberg, Hausherr des Containers, zu der Runde mit eingeladen worden ist.
Sandra Kuse, Leiterin des Arbeitskreises Arbeit, informiert die Besucher über viele interessante Eckdaten: der Container bietet Platz für insgesamt 50 Flüchtlinge auf zwei Etagen. Mehr als die Hälfte der derzeitigen Bewohner stammen aus Eritrea. „Zweit stärkstes“ Herkunftsland ist Nigeria, gefolgt von dem Senegal, Mali, Afghanistan, Kongo und Uganda. Derzeit sind ausschließlich Männer hier bei uns, diese sind im Alter zwischen 19 und 32 Jahren. Fast alle sind Christen, regelmäßiger Kirchenbesuch ist Ihnen sehr wichtig.
Der Container wird von einem Security Service rund um die Uhr bewacht. Die Security hat einen separaten Raum im Erdgeschoss, in dem sich jeder Besucher bei Eintritt im Container anmelden muss. Darüber hinaus kontrolliert der Sicherheitsdienst die Einhaltung der Hausordnung, koordiniert die Putz- und Aufräumarbeiten der Bewohner und sorgt für den Zugang zum Erste-Hilfe-Kasten wie auch zu den Putzutensilien, Werkzeugkoffer und Zubehör für Tischtennisplatten.
Auf jeder Etage befinden sich Gemeinschaftsduschen und WC mit begrenzten Wassermengen. Obwohl viele Flüchtlinge morgens gleichzeitig die Waschräume benutzen, reicht die Wassermenge wider Erwarten doch aus, da die jungen Männer aus Ihren Herkunftsländern gewohnt sind, sehr sparsam mit Wasser umzugehen, und es als hohes Gut zu schätzen wissen.
Die Flüchtlinge verpflegen sich selbst in der Küche, die jeweils auf den Etagen neben dem Aufenthaltsraum zur Verfügung steht. Aus Sicht von Frau Kuse ist das besser als die Verkostung durch Caterer mit fertigen Mahlzeiten, wie es auch in anderen Unterkünften durchaus üblich ist. Denn auf diese Weise kommt Struktur in den Tag, Einkäufe erledigen, Essen zubereiten, Abspülen und sauber machen. Eigenverantwortung zu fördern spielt aber noch in ganz anderen Bereichen eine besondere Rolle, die dem Helferkreis für die Flüchtlinge wichtig ist: Schulbesuche für die Asylbewerber im schulpflichtigem Alter ebenso wie die Aufnahme von Arbeit für die älteren Männer werden von den Arbeitskreisen „Sprache“ und „Arbeit“ koordiniert.
Arbeitsplätze konnte der Arbeitskreis Arbeit, den Frau Kuse leitet, bislang in den Branchen Hotel- und Gaststättengewerbe, Gebäudereinigung, Event Management, Graphic Design, am hiesigen Bauamt sowie Zeitungsverlag gefunden werden. Die Arbeitssuche gestaltet sich durch die Zunahme des Zustroms der Flüchtlinge seit September 2015 immer schwieriger. Unternehmen in München und Umgebung erhalten selbst auf Hilfstätigkeiten mehrere Hundert Bewerbungen.
Jeder noch so kleine „Job“ ist daher immer ein Erfolgserlebnis und ihrer Meinung nach nur darauf zurück zu führen, dass die Mitglieder in Ihrem Arbeitskreis sehr aktiv sind und eine hohe Einsatzbereitschaft zeigen.
Leider gibt es aber auch Flüchtlinge, die aufgrund von politischen Regelungen zum Nichtstun geradezu verurteilt sind. Als Beispiel stellt Frau Kuse Herrn Nar Cisse vor, ein 20 jähriger Bewohner aus dem Senegal. Er lernt aktiv und alleine – ohne Kurs – Deutsch, hat einen Arbeitsplatz in Zorneding gefunden, so berichtet seine „JobPatin“ Frau Ilona Krusch an dieser Stelle, den er aber nicht antreten darf, weil er schlichtweg keine Arbeitserlaubnis bekommt. Weder eine ausdrückliche Befürwortung des Arbeitgebers Herrn Cisse beschäftigen zu wollen, noch unseres Bürgermeisters konnten die Ausländerbehörde umstimmen. Auch ein Einspruch gegen die Ablehnung der Arbeitserlaubnis blieb bislang erfolglos.
Herr Cisse berichtet in seiner für ihn typisch freundlichen und zurückhaltenden Art, dass er weiß, dass er sicherlich in seine Heimat zurück gehen muss. Dort drohe ihm dann sicher das gleiche Schicksal, wie seinen beiden Brüdern, die auf Druck des Vaters für die Rebellen kämpfen mussten und dabei beide ums Leben gekommen sind.
Frau Kuse stellt den Teilnehmern einen weiteren Flüchtling vor: Herrn Adem Seid,28, aus Eritrea, der vergangenen November als Analphabet nach Zorneding kam. Frau Kuse bittet seine Patin über die damit verbundenden Hürden in der Kommunikation aber auch beim Erlernen der deutschen Sprache zu berichten. Womit fängt man an, wenn man sich in keiner alternativen Sprache unterhalten kann, beschreibt die Patin das Hauptproblem, das sie bei den ersten Lernstunden mit Herrn Adem hatte. Umso stolzer ist sie heute, dass es mit viel Einsatz von ihr und ihrer Familie gelungen ist, dass Herr Adem mittlerweile deutsch sprechen und lesen kann, demnächst einen Integrationskurs besuchen wird und mittlerweile stundenweise Zeitungen in Zorneding austrägt.
Am Ende der Präsentation besichtigen die Besucher noch die Räumlichkeiten im 1. Stock. Sodann werden Fladen aus Eritrea und süßes Gebäck nach senegalesischer Rezeptur für die Besucher zum Kosten angeboten, die von drei Bewohnern des Containerdorfs für die Teilnehmer der Montagsrunde frisch gebacken worden sind.
Die Resonanz der Montagsrunde war durchweg positiv – eine erste Begegnung mit unseren neuen Nachbarn, einen Einblick in die Wohnverhältnisse und Tagesabläufe in der Unterkunft kennen zu lernen.
Die Besucher bedankten sich bei den Flüchtlingen für die Bewirtung und bedachten sie mit einer kleinen Spende, die Frau Burwick zur Verwendung übergeben wurde.
Autoren: Sandra Kuse, Georg Pfettrisch
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