Pressemitteilung Helferkreis Asyl Zorneding e.V. im Oktober 2015
Der derzeitige Flüchtlingsstrom gleicht einer Völkerwanderung. Es gibt Menschen, die den 30-jährigen Krieg als Vergleich bemühen und in Europa wird darüber gefeilscht, wer denn nun wie viel Hilfe geben kann oder will.
Zunächst ist mal festzustellen, dass Flucht niemals freiwillig passiert und enorm viele Entbehrungen erfordert. Hier wird der Wert „Leben“ über alle anderen Werte wie „Familie“, „Freunde“, „Heimat“, „Liebe“, „Besitz“, „Muttersprache“ und vieles mehr gestellt, nur um zu überleben.
Sie begeben sich auf eine Reise, auf der die Überlebenswahrscheinlichkeit äußerst gering ist, aber immer noch höher als in ihrer Heimat. Und wenn (Kinder-)Soldaten aus einem sinnlosen grausamen und willkürlichen Krieg gegen die eigenen Landsleute fliehen, hat das nichts mit Desertieren zu tun.
Die Menschen, die hier ankommen, haben Hilfe und Frieden bitter nötig und verdient.
Nun ist Solidarität unter den Staaten der Europäischen Union leider schwach ausgeprägt, und so landen viele Flüchtlinge in dem reichen Deutschland.
Und auch hierzulande trennen sich die Geister und es gibt Menschen, die helfen ehrenamtlich, manchmal sogar über ihre Kräfte hinaus und es gibt Gegner.
Sicher muss nicht jeder sofort mit den Asylbewerbern dicke Freundschaft schließen. Unsere Kulturen sind auch so unterschiedlich, dass man zunächst einmal einander kennenlernen sollte, um wirklich Sympathie zu empfinden und nicht Mitleid. Manch einer empfindet Unbehagen bei so viel Fremdheit, und dieses Gefühl verdient den gleichen Respekt wie Neugierde derer, die die fremde Kultur kennen lernen wollen.
Unbehagen vor Fremdheit hat aber nichts mit Neid und Gier zu tun. Da fällt mir das Märchen Sterntaler ein, das Mädchen, das bis auf ihr letztes Hemd alles an vermeintlich noch ärmere Menschen verschenkte. Ist es so, dass das letzte Hemd leichter geteilt wird, als von Reichtum etwas abzugeben?
Es ist doch einfach nicht wahr, dass hierzulande Arme verhungern. Hartz IV sichert wenn auch keinen komfortablen Lebensunterhalt. Und noch kein Rentner oder Sozialhilfeempfänger musste auf seine Hilfe verzichten, weil so viele Flüchtlinge hier versorgt werden müssen.
Halbwissen über die Zuwendungen, Biertischparolen (Sie bekommen als erstes ein Smartphone geschenkt), Gier und Neid sind schlechte Berater im Umgang mit der Flüchtlingskrise.
Wenn wir unsere Erde, die im Orbit treibt, mit einem Schiff im Ozean vergleichen, dann sitzen wir alle in einem Boot. Unser Klimaschutz funktioniert nicht so richtig und noch zu wenige Menschen realisieren, dass wir unser „Boot“ besser schützen sollten. Und der Weltfrieden klappt gerade gar nicht mehr. In den Krisenregionen (hier reicht der Platz nicht, alle Regionen aufzuzählen) leiden Menschen unsäglich unter Menschen. Unser Boot schwimmt in sehr rauem Gewässer und bekommt immer mehr gefährliche Schieflage.
Können wir Bürger die Organisation des Weltfriedens an unsere Kanzlerin delegieren?
Können Europa oder Deutschland in den kriegerischen Regionen der Welt Frieden „herstellen“?
Ich meine, Frieden kann nur dann wachsen, wenn jeder seine eigne Welt friedlich und freundlich gestaltet. Dazu gehört, dass wir unseren Mitmenschen in ihrer Not helfen. Jeder ist dabei verantwortlich für seine Welt.
Zur Welt von Angela Merkel gehört die Erkenntnis, dass Deutschland viel Potential zum Helfen hat und das hat sie ausgesprochen.
Und so denken und handeln wohl derzeit sehr viele Menschen, die in Deutschland leben, egal welcher Nationalität, und empfangen die Flüchtlinge in Frieden, mit Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft.
Der Helferkreis Asyl Zorneding und viele andere Zornedinger helfen und versuchen die Integration unserer Gäste in vielen Variationen zu gestalten, damit sie zu Mitbürgern werden können.
Unsere Gäste lernen Deutsch und wollen nichts mehr, als ihren Lebensunterhalt selbst zu bestreiten. Sie heilen ihre Wunden an unserer Willkommenskultur. Sie schenken uns täglich ihre Dankbarkeit und bieten auch ihre Hilfe an, wo sie können.
Hass, Missachtung und Ausgrenzung reißt die Wunden wieder auf. Wäre es dann verwunderlich, wenn Aggression entsteht?
Ich bin stolz und glücklich darüber, dass ich als Mädchen aus dem Ruhrpott hier in Zorneding herzlich aufgenommen wurde und hier meine neue Heimat gefunden habe. Dieses Glück ist teilbar.
Denn: Glück und Liebe sind die einzigen Dinge, die beim Teilen wachsen!
Beeindruckend menschliche Argumentation zum Thema flüchtlinge.