Ein Zuhause für die Sprache
Unseren Arbeitskreis gibt es nun schon seit Sommer 2014 und ich glaube,
wir können richtig stolz auf uns sein.
Begonnen haben wir im Sommer 14 als kleines Team mit Hausaufgabenbetreuung der unbegleiteten Jugendlichen im Eschenhof. Nachdem der Standort noch vor dem Jahreswechsel aufgelöst und alle Jugendlichen auf Jugendeinrichtungen in ganz Bayern verteilt wurden, waren wir nicht untätig und breiten uns auf unsere nächste Aufgabe vor. Im Frühjahr 2015 sollten 50 neue Flüchtlinge in Zorneding eine neue Heimat finden.
Unser Team vergrößerte sich stetig und als die neuen Flüchtlinge im Februar dann in Zorneding einzogen, waren wir bereit, Kurse für alle 50 Flüchtlinge anzubieten. Wir behielten unser System, je ein/e Kurs- + Co-KursleiterIn für jede Kursstunde, bei , legten Trimester fest und entwickelten ein Zertifikat für die Flüchtlinge als Nachweis für die regelmäßige Teilnahme. (Unsere Struktur und unser Zertifikat hat landkreisweit viele Bewunderer gefunden). Ab März begannen wir also in vier Niveaustufen zu unterrichten. Jeder der Jungs konnte, wenn er wollte, zwei Mal pro Wochen für 90 Minuten einen Deutschkurs besuchen.
Anfangs unterrichten wir in den Räumen der evangelischen Kirche und im Rotkreuzraum, später auch noch in der katholischen Kirche. Durch die eher spärliche Ausrüstung der Räumlichkeiten mussten wir uns beim Unterrichten sehr flexibel zeigen. Doch die Jungs, die kamen, waren dankbar, sie bekamen durch die Kursstunden Struktur in ihr Leben und wir boten ihnen mit der Sprache den ersten Grundstein für eine mögliche Integration.
Im Hintergrund liefen die Verhandlungen mit der Gemeinde für einen eigenen Schulungsraum. Dass wir den jetzigen Raum nutzen können, verdanken wir im besonderem Maße der Tafel e.V.. Die Vorsitzende Heidrun Pfefferkorn. vertrat die Einstellung, dass der nicht benötigte Teil ihrer neuen Räumlichkeiten in der Lärchenstraße auch sinnvoll genutzt werden sollte. Allein dadurch ergab sich die Möglichkeit, dass hier ein Schulungsraum für uns eingerichtet werden konnte, in den wir mit unseren Kursen Ende Juli einziehen konnten. Er ist wirklich schön und wir alle genießen es dort unterrichten zu können.
Wir boten bis August vier Kurse mit 8 Kurszeiten und einen Sonntagskurs an und es waren jede Woche 17- 20 KursleiterInnen aktiv.
Aber auch in den großen Ferien waren wir nicht untätig. Es wurde für sechs Wochen eine offene Lernwerkstatt an zwei Tagen in der Woche angeboten und ein Kurs lief sogar die Ferien durch. Auch hierfür war sehr viel Einsatz und Engagement notwendig.
Nach den großen Ferien wurde es etwas ruhiger.
Alle Flüchtlinge, die jünger als 25 Jahre waren, bewarben sich an den Berufsschulen und es bekamen tatsächlich 20 der Zornedinger Flüchtlinge einen Platz in einer der Berufsintegrationsklassen der Berufsschulen in München und in Wasserburg. Das so viele untergebracht werden konnten lag zum einem daran, dass die Stadt München Ihr Angebot aufstockte, aber es lag auch daran, dass die Jungs bei der Aufnahmeprüfung ein gutes Bild und gute Ergebnisse abgeliefert haben. Und das konnten sie, weil sie von uns schon gut vorbereitet waren.
Noch ruhiger wurde es dann im Oktober.
Es bekamen nochmal 12 der Jungs die Chance einen staatlich geförderten täglichen Deutschkurs in München zu besuchen.
Jetzt waren jeden Tag 32 Jungs in der Schule oder in einem Deutschkurs in München, andere hatten schon eine Arbeitsstelle. Auf die geänderten Bedürfnisse zugeschnitten, bieten wir derzeit drei Zeiten für Hausaufgabenhilfe und freies Lernen und einen regulären Sprachkurs mit zwei Kurszeiten an.
Zusätzlich trifft sich eine Gruppe von 10 AK-lern regelmäßig, um zukünftig die gespendeten MacBooks einsetzen zu können. Das Ziel ist es, das Tölzer Modell
( Infos im Internet unter Asylplus, Bad Tölz) , d.h. die Möglichkeit mit erprobten Lernprogrammen Deutsch am PC zu lernen, ab Januar in Zorneding anzubieten. Dies kann gerade den Flüchtlingen, die aufgrund des Alters oder leider auch aufgrund ihrer Herkunft derzeit keine staatlich geförderten Deutschkurse besuchen können oder einfach schon arbeiten, die Möglichkeit bieten Deutsch zu lernen. Alle Flüchtlinge, die am PC arbeiten wollen, müssen zuerst einen Einführungskurs „ PC-Führerschein -Arbeit am PC, ins besonders am MacBook“ besuchen. Die ersten Kurse finden am 7. /12./14. Januar statt. Hierfür müssen sich die Jungs in eine Liste eintragen. Die erste Liste ist schon voll, die weiteren werden in der Unterkunft ausgehängt.
Als feste Termine für das offene Lernen am PC sind vorerst angedacht:
Mo 10:00 – 11:00 (evtl. Martina und Alexander S.)
Mo 19:00 – 20:00 (evtl. Anette und Alex)
Di 19:00 – 20:00 (evtl. Lisa und Michael)
Do 17:30 – 18:30 (evtl. Susi und Stefan)
Wer sich hier mit einbringen will, kann das jederzeit tun. Wir brauchen für diese Termine UnterstützerInnen, denn gerade am Anfang ist es wichtig, dass man die Teilnehmer berät und ihnen auch zur Seite steht, wenn sie nicht weiterkommen. Auch unterliegen wir einer Dokumentationsplicht, wer an welchen PC, zu welcher Zeit gearbeitet hat. Leider hat der Gemeinderat seine ursprüngliche positive Entscheidung über die Einrichtung von Freifunk wieder zurückgenommen. Das hätte uns viel Arbeit erspart. Aber auch das müssen wir nun so hinnehmen.
Wie unser endgültiges Konzept aussehen wird, wird sich erst in der Praxis ergeben. Es wird bestimmt spannend.
Aber das ist nicht das einzige Spannende, was uns erwartet
Das neue Jahr wird uns viele Gelegenheiten bieten, uns weiter aktiv als Sprachlehrer zu engagieren, denn die neue Unterkunft in Pöring ist schon beschlossen und ab Februar/ März werden dort 70-80 neue Flüchtlinge einziehen. Dann heißt es wieder, Kurse zusammen zu stellen und ganz herkömmlich zu unterrichten. Doch mittlerweile haben wir ja alle schon Erfahrung und es wird uns sicher leichter fallen, wie noch vor einem Jahr.
In diesem Sinne wünsche ich euch viel Energie für das Jahr 2016. Ich hoffe, dass ihr alle wieder dabei sein werdet.
Susi Obermaier
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