Asylbewerber in Zorneding
Ein Bericht über die Flüchtlinge, den Helferkreis und unser Containerdorf
Wie es begann
Schon im Frühjahr 2014 hat die Gemeinde die Zornedinger Bürger darüber informiert, dass wir hier im Ort Container bekommen werden, in denen 50 Asyl suchende Personen untergebracht werden können. Und schon bei der ersten Sitzung meldeten sich viele Helfer.
Aus diesen Helfergruppen ist mittlerweile ein gut strukturierter Helferkreis geworden, auf den Zorneding wirklich stolz sein kann.
Natürlich lernen wir bei unseren Aktivitäten kontinuierlich hinzu und sind bemüht, unsere Strukturen und Abläufe an die gewonnenen Erkenntnisse und Bedürfnisse anzupassen.Es ist auch ganz normal, dass sich im Laufe der Jahre personelle Änderungen ergeben.
Den jeweils aktuellen Stand bezüglich unserer Organisation, unserer Aktivitäten und den Ansprechpartnern (AK-Leitern) pflegen wir auf unserer Homepage
Und was geschah dann?
Die unbegleiteten Jungendlichen (MuF) von der Stadt München
Noch lange bevor unsere Container gebaut wurden, besuchte Herr Minister de Maizière am 30.09.2014 die Bayernkaserne und betrachtete ungehalten die dortigen Zustände. Sehr schnell wurde durch ihn veranlasst, dass der Eschenhof in Zorneding etwa 50 Jugendliche aufnehmen soll. Also wurde das gesamte Hotel vom Jugendamt München gepachtet.
Binnen 24 Stunden wurden dann von der Stadt 59 unbegleitete jugendliche Flüchtlinge im Eschenhof untergebracht und die Gemeinde Zorneding nur 2 Stunden vor deren Eintreffen informiert. Das Jungendamt München war mit dieser Aufgabe personell überfordert und es kam in den folgenden Wochen zu diversen und vielen Kommunikationsschwierigkeiten zwischen dem Jugendamt München und unserer Gemeinde. Auch das erforderliche Betreuungspersonal für die traumatisierten Kinder konnte von München nicht in ausreichendem Maße und nach den gesetzlichen Vorgaben gestellt werden.
So kam es zu Streitereien, die hätten vermieden werden können und zu einer Trennung von ethnischen Gruppen. Doch schließlich fühlten sich die verbliebenen 35 Jugendlichen bei uns wohl und konnten sich in Zorneding integrieren. Im Dezember des letzten Jahres wurden dann alle Jugendlichen in geeigneten Betreuungsplätzen aufgenommen. Dort werden sie für Ihre weitere Entwicklung, Integration und Ausbildung professionell unterstützt.
Der Eschenhof wird seitdem wieder als Hotel betrieben.
Das Containerdorf, gebaut vom Landratsamt Ebersberg
Zwischenzeitlich wurde unser „Containerdorf“ in der Bahnhofstraße gebaut. Hier sollen ca. 50 Personen untergebracht werden. Bauherr dieser Maßnahme ist das Landratsamt Ebersberg. So arbeiten wir, der Helferkreis und die Gemeinde nun mit Ebersberg, unserem Kreis, zusammen und nicht mehr mit München.
Am 23.Februar 2015 sind die ersten Asylbewerber dort eingezogen. 36 junge Männer, die schon seit Sommer 2014 in Deutschland sind und bisher in Grafing in den Schulcontainern (Notunterkünfte) untergebracht waren.
Einige unserer Helfer haben sich vor der Möblierung dort umgeschaut und die Räumlichkeiten begutachtet. Es ist hier kein Luxushotel entstanden, sondern eine zweckmäßige, moderne und saubere Unterkunft, die als Sprungbrett in das normale Alltagsleben in unsere Gesellschaft gedacht ist.
Auf 2 Etagen gibt es Zimmer für 2 Personen und verbundene Räume für 4 Personen. Gemeinschaftsduschen befinden sich auf jeder Etage, genauso wie Toiletten und je eine Küche. Im Erdgeschoss wurde ein Waschraum mit mehreren Waschmaschinen installiert.
Bis Redaktionsschluss war die Umgebung der Container vom Schnee bedeckt und eine Bepflanzung nicht möglich. Auch einige Aufräumarbeiten werden vom Landratsamt noch beauftragt.
Unser Helferkreis
Unser Helferkreis hat sich auf die Unterstützung der neuen Gäste aus den Krisenherden unserer Welt vorbereitet. Derzeit, Stand Mitte Februar 2015, sind ca. 120 Personen in der Teilnehmerliste verzeichnet. Das ist für Zorneding ein großartiges Zeichen für Offenheit, Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft.
Die Menschen, die den Weg zu uns gefunden haben, sind nicht freiwillig hierhergekommen. Sie kommen aus Ländern, in denen die UN immer wieder schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen wie willkürliche Tötungen und Verhaftungen, erzwungenes verschwinden lassen, Folter, sowie fehlende Meinungs-, Religions- und Versammlungsfreiheit feststellt. In Angst um Leib und Leben entscheiden sich mutige, verzweifelte und in gewissem Sinne wohlhabende Menschen, die die horrenden Summen für die Schlepperbanden aufbringen können, zur Flucht.
Nicht alle überleben diese Flucht. Gerade eben mussten wir in den Nachrichten wieder von ca. 300 ertrunkenen Flüchtlingen hören. Das Meer ist nicht die einzige Gefahr. Auf ihrem Weg begegnen sie Menschen, die ihre Flucht mit den brutalsten Mitteln zu verhindern suchen. Schwäche, Verdursten, Verhungern oder Krankheit ergänzen das „Russisch Roulette“, auf dass sich die Flüchtenden einlassen.
Nach den Erfahrungen anderer Helferkreise machen sich viele Flüchtlinge, gerade hier angekommen, sofort daran, hier in diesem für sie fremden Land Fuß zu fassen. Sie wollen die Deutsche Sprache sprechen und unsere Kultur kennen lernen. Andere sind physisch und psychisch erschöpft und benötigen zunächst Ruhe, um neue Kräfte und Mut zu sammeln.
Spenden
Wer möchte, kann gerne finanzielle Hilfestellung geben. Wir freuen uns auch über 5€ und können sie gut für die Asylbewerber gebrauchen.
Kontoverbindung:
vGive e.V.
IBAN: DE26 7016 9466 0000 2861 09
BIC: GEN0DEF1M03
Kennwort: Asyl Zorneding
Das Kennwort ist sehr wichtig, da sonst keine Zuordnung zu unserem Helferkreis möglich ist.
Der Helferkreis hat sich organisiert
Leitung und Ansprechpartner
Leitung: Angelika Burwick
Stellvertretung: Bianka Poschenrieder
Arbeitskreise
Sprache
Leitung: Susanne Obermaier
Aufgaben
Der Arbeitskreis Sprache hat das Ziel, Sprachkurse für die Asylbewerber in Zorneding, die noch in der Anerkennungsphase sind und somit noch kein Anrecht auf einen Integrationskurs haben, anzubieten.
Die Kurse werden von 2 Personen, einem Kursleiter/Lehrer und einem Tandemleiter/-lehrer, abgehalten und finden 1 x die Woche á 90 Minuten statt.
Zusätzlich wollen wir jedem Asylbewerber einen Lesepaten zur Seite stellen, im Idealfall im Verhältnis 1:1. Die Lesepaten treffen sich 1 x die Woche mit den Asylbewerbern, um das im Kurs Gelernte zu üben und um mit den Asylbewerbern einfach Deutsch zu sprechen. Durch den regelmäßigen Kontakt zu einer Person ist es dem Lesepaten möglich, eine vertrauensvolle Beziehung zu dem jungen Mann aufzubauen. Deshalb wird auch der Lesepate vermutlich die Person sein, die bei Fragen oder Problemen zuerst angesprochen wird. In Zusammenarbeit mit dem AK Alltagsbegleitung kann dann Unterstützung organisiert werden.
- Sprachunterricht
- Lesepaten
Leitung: Nicola Glonner und Wolfgang Endler
a. Einüben und Wiederholen des neu gelernten Stoffes
b. Lesen üben
c. Abfragen von zurückliegenden Lektionen
d. Vertiefen des Gelernten durch Verknüpfen des Inhaltes mehrerer Lektionen
e. Anleiten zum Selbststudium
f. Zeit miteinander verbringen, um das Leben in Deutschland kennen zu lernen
Beschäftigung
Leitung: Barbara Weiß
Aufgaben
Der Arbeitskreis Beschäftigung will Licht in das triste Allerlei des Alltags von Menschen bringen, die noch keine Aufgaben haben. Menschen, die in der unvermeidlichen Wartezeit bis zum Bescheid über den Asylantrag zur Untätigkeit verdammt sind können sich nicht erholen und mit Energie in ein neues Leben starten. Sie brauchen Pflichten, Arbeit, Ziele und Lebensinhalte!
- Musik
- Spiele, Basteln
- Malen
- Sportangebote aushandeln und erklären
(TSV, VHS, Zumba-Anbieter, Fitnessstudios…)
Alltagsbegleitung
Leitung: Elfie Rickert
Aufgaben
Der Arbeitskreis Alltagsbegleitung macht sich in folgenden Punkten stark:
- Einführung in Sauberkeit, Hygiene und Ordnung, wie z.B. Putzplan aufstellen
(das sollten am besten bei den männlichen Asylbewerbern unsere Männer übernehmen) - Mülltrennung und Müllabfuhr
- Ortsbesichtigung und –Führungen durch Zorneding, Pöring, Ingelsberg, Wolfesing
- über Zorneding und unser Land erzählen
- bei Wanderungen und Spaziergängen deutsche Begriffe erklären bzw. zeigen
- Einführung in die deutsche Kultur
- Sich Zeit für Fragen nehmen
- Kochen und Backen
- MVV-Tickets
- Begleitung bei Besorgungen
- Beratung (Nicht juristisch)
Radl
Leitung: Dieter Dallheimer
Aufgaben
Der Arbeitskreis Radl hilft, die Mobilität der Flüchtlinge zu sichern. Rückzug und Alleinsein hat noch niemandem geholfen, sich in einer neuen Umgebung einzuleben. Deshalb werden Fahrräder gebraucht.
- Gespendete Fahrräder lagern und verwalten
- Schrottfahrräder sichten und ggf. zur Reparatur auswählen
- Bei der Reparatur von Rädern Hilfe zur Selbsthilfe geben und mit den Asylbewerbern zusammen arbeiten
- Werkzeug für Radlreparatur zur Verfügung stellen
- Fahrräder auf Verkehrstauglichkeit prüfen
- Fahrräder mit den Asylbewerbern gemeinsam reparieren
- Verkehrserziehung
- Fahrradprüfung mit der Polizei organisieren
- die Mobilität der Flüchtlinge durch Räder sichern
Her Dallheimer sucht für diese vielfältigen Aufgaben noch Mitstreiter.
Hausmeister
Leitung: Peter Pernsteiner
Aufgaben
In den Containern gibt es einen Standard-Hausmeister-Dienst, aber vielleicht wollen die Bewohner ja ein Regal bauen oder eine Sitzbank zimmern, in die Außenanlage Kinderspielgeräte stellen …
Um Ihnen beim Umgang mit hiesigem Werkzeug und bei den Gepflogenheiten in Baumärkten zu helfen, wurde dieser Helferkreis ins Leben gerufen.
Auch hier geht es vor allem um „Hilfe zur Selbsthilfe“!
- Umgang mit hiesigem Werkzeug
- Gepflogenheiten in Baumärkten erklären
- Unterstützung bei der Verschönerung der Wohnbereiche
- Gestaltung der Außenanlagen, evtl. Gemüseanbau oder die fortlaufende erforderliche Gartenpflege (Bauer Lenz hat hier Unterstützung zugesagt)
Nachbarschaft
Leitung: Wolfgang Hilbig
Aufgaben
Der Arbeitskreis Nachbarschaft kümmert sich um das gemeinsame Zusammenleben zwischen Nachbarn und Asylbewerben und will es positiv fördern. Nur ein kooperatives Miteinander aller wird zum Erfolg führen!
- bei Problemen zuhören und helfen, die richtigen Ansprechpartner zu finden
(keine Rechtsberatung von Laien!) - Unstimmigkeiten, Auseinandersetzungen, Streitereien sowie Außergewöhnliches um das Containerdorf an die jeweilige „ Hotline “ weiter leiten
- Vermitteln zwischen Nachbarn und Asylbewerbern
- Sorgen und Anliegen an den Helferkreis , an das Landratsamt und/oder an die Gemeinde weiterleiten
- Außengestaltung, Gartengestaltung, evtl. Anbau von Salat und Gemüse in Abstimmung mit dem AK Hausmeister
Behörden
Leitung: Stephan Raabe
Aufgaben
Der Arbeitskreis Behörden unterstützt bei erforderlichen Kontakten mit dem Beamtendeutsch und dem deutschen Formularwesen.
Asyl zu beantragen bedeutet auch viel Kontakt zu Behörden aller Art. In einem fremden Land ist es schwierig, sich richtig auszudrücken, die richtigen Stellen anzusprechen und vor allem die erforderlichen Formulare auszufüllen. Die Mitglieder in diesem Arbeitskreis beraten bei der Wahl der anzusprechenden Behörde und begleiten die betreffende Person dorthin. Auch hier steht im Vordergrund: Hilfe zur Selbsthilfe. Der Helfer erledigt nicht für den Asylsuchenden, sondern hilft und steht mit Rat und Tat zu Seite.
Auch die Arbeitsagentur für Arbeit ist auch eine Behörde und die Asylsuchenden brauchen gerade hier eine verständnisvolle und geduldige Unterstützung, wenn es um die Beantwortung aller Fragen und die Erklärung von Sachverhalten geht.
- Unterstützen bei erforderlichen Kontakten mit dem Beamtendeutsch und dem deutschen Formularwesen.
- Unterstützen bei Aufsuchen der Arbeitsagentur für Arbeit
- Kontakte zu Betrieben im Landkreis schalten, um Vermittlung in Arbeit zu erleichtern
Spenden
Leitung: Falk Skeide
Aufgaben
Der Arbeitskreis Spenden organisiert gezielt Spendenaktionen, für die Dinge, die wirkliche gebraucht werden. Leider steht in Zorneding keine Räumlichkeit zur Verfügung, wo Kleidung, Haushaltsgegenstände, Fahrräder, Elektrogeräte und Ähnliches sachgerecht gelagert werden können. Die Container werden mit den nötigsten und wichtigsten Haushaltsdingen ausgerüstet. Alles Weitere wird mit den betroffenen Flüchtlingen geklärt, was gebraucht wird, dann gesammelt und dann gerecht verteilt.
- Ansprechperson für alle Themen rund um Sach- bzw. Geldspenden
- Kontaktperson zur Verwaltung des Spendenkontos (Ein- und Auszahlungen)
- Organisation von Spendenaktionen (bei Bedarf)
- Beschaffung und Weitergabe an die Sozialarbeiterin vor Ort zur Verteilung von Spenden
IT
Leitung: Dominik Hintze
Aufgaben
Ohne Technik geht heute nichts mehr und um die Kommunikationswege innerhalb des Helferkreises zu optimieren, entwickelt Herr Dominik Hintze eine Homepage für den Helferkreis. Hier kann sich dann auch jeder Bürger über unsere Aktivitäten und die neuesten Nachrichten informieren oder sich mit in die Hilfsaktionen einbringen. Es wird über die Homepage von Zorneding einen Link auf die Helferkreisseite geben.
Tafel
Leitung: Heidrun Pfefferkorn
Aufgaben
Der Arbeitskreis Tafel ist kein neuer Arbeitskreis für die Flüchtlinge. Die Zornedinger Tafel gibt es schon lange und die Hilfe, die durch die Tafel geleistet wird, hat viel dankbare Abnehmer.
Unsere Gäste dürfen selbstverständlich die Dienste der Tafel in Anspruch nehmen. Da unsere Schulungsräume direkt an die Räume der Tafel grenzen, verlieren die Flüchtlinge hoffentlich schnell Ihre Scheu und vielleicht helfen sie ja dann auch mit. Wer weiß, was sich daraus ergibt.
Liebe Frau Burwick,
ich werde ueber Weihnachten fuer gute 2 Wochen in Poering sein. Was kann ich ausser Geld geben? Haben Sie eine Idee was ich in der kurzen Zeit Sinnvolles machen kann. Ab 21ten Dezember bin ich da. Ist evtl. eine Weihnachtsfeier geplant, bei der noch Hilfe gebraucht wird.
Ich verneige mich vor Ihrem Engagement, Viele Gruesse
Maria Jaud aus Zypern
Liebe Frau Jaud,
bitte melden Sie sich bei Frau Burwick direkt über info@helferkreis-zorneding.de
Beste Grüße,
Dominik Hintze